Recht & Gesetz

Flaggentheorie? Cazzo!

Die Entourage eines italienischen Profifußballers versucht sich an der Implementierung der Flaggentheorie. Und das in James Bonds Wohnzimmer auf den Bahamas. Ein Erlebnisbericht.

Ich kann mich noch genau an mein erstes Rendez-Vous mit der Flaggentheorie (“Flag Theory”) erinnern. Es muss wohl so um 2010 gewesen sein. Ich war mal wieder auf einen Abstecher in die Bahamas geflogen (damals lebte ich in Miami, der 45-Minuten Flug nach Nassau war praktisch eine Taxifahrt). 

 

Ich übernachtete im Ocean Club Resort und saß am Abend an der Open Air Bar, von wo ich den Strand überblicken konnte, an dem James Bond in Casino Royale in knappem hellblauen Badehöschen dem kristallklaren Meer entsteigt. Auch andere Szenen des 21. Bond-Streifens wurden in dem schicken Hotel gefilmt und Bond-Darsteller Daniel Craig sagte später in einem Interview, dass er sich im Ocean Club schon wie zu Hause fühle.

Neben mir an der Bar saßen Bruno, ein Mandant aus Italien, und sein italienischer Steuerberater Carlo. Letzterer war es auch, der mich in der Vorwoche kontaktiert hatte und sagte, dass er sich mit mir in geheimer Mission in Sachen “Bruno und Familie” auf den Bahamas treffen wolle. Bruno war der Schwager eines bekannten italienischen Fußballers (nennen wir ihn Massimo), der mittlerweile im Ruhestand war, aber früher für einen renommierten Verein gespielt hatte.

Es kursierten Medienberichte, dass dessen sehr prominenter Besitzer seine Spieler regelmäßig mit Einkaufstüten vollgestopft mit Bargeld beglückte. Billiger als Steuern und Sozialabgaben auf reguläre Spielergehälter zu bezahlen, sagte man sich.

Bruno, Carlo und ich schlürften Cocktails, philosophierten über italienischen Wein und die internationale Politik. Bruno ist ein schwergewichtiger Lebemann. Jedes dritte Wort aus seinem Munde ist “Cazzo”, was wohl dem englischen fu** nahekommt.

Nachdem sich die Stimmung hinlänglich gelockert hatte, kamen Bruno und Carlo zur Sache und weihten mich ein, was Sinn und Zweck unseres konspirativen Zusammentreffens war (bisher hatte ich keinen Plan, warum wir uns auf den Bahamas zusammengefunden hatten).

Bruno explizierte aus dem Brustton der tiefsten Überzeugung, dass er und Massimo sich auf Anraten Carlos nun entschlossen hatten, die Flaggentheorie in die Tat umsetzen. Die Bahamas habe man sich ausgesucht, um eine erste Flagge zu setzen. Morgen würden wir uns mit einigen Banken treffen, um die Formalitäten zur Kontoeröffnung zu besprechen. Meine Anwesenheit  sei aufgrund meiner fließenden Englischkenntnisse wichtig, also um eine reibungslose Kommunikation ermöglichen könnte.

Cazzo.

Ein Sexheft für Pseudo-James Bonds?

Nun, ich muss zugeben, ich hatte von den einschlägigen Publikationen zur “Flag Theory”, verfasst von Harry D. Shultz in den 1960er Jahren und in den Neunzigern überarbeitet von W.G. Hill, gehört (ein Pseudonym).

Nach meinem Verständnis handelte es sich aber um abstruse Werke der Populärliteratur, die nach amerikanischer Direktmarketing-Masche über Kleinanzeigen in Schundblättchen (“ADAC Motorwelt”) vertrieben wurden.

Die Anzeigen versprachen besser situierten Gutgläubigen einen Playboy-Lifestyle unter der Sonne. Ohne Steuern, mit jungen Frauen und extravaganten Outfits. Dem Leser wurde suggeriert, dass er einem hoch exklusiven Zirkel von hochintelligenten Weltbürgern beitreten werde, die 10 dimensionales Schach spielen und alle Regierungen dieser Welt austricksen.

Shultzs und Hills Ergüsse wurden von ihren Anhängern begierig verschlungen. Quasi wie ein Sexheft für Pseudo-James Bonds.

Aber ich wollte die Italiener nicht brüskieren und gab offen zu, “that my understanding of the  flag theory is very limited”. Ich und bat um weitere Ausführungen.

Dies ließ sich der bis dahin stille Carlo nicht zwei Mal sagen. Mit hochrotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn (bedingt durch die Hitze, den Alkohol und seine Begeisterung), begann er mit der Feststellung, dass Steuervermeidung in Italien praktisch ein Volkssport sei und daher die Flaggentheorie in Italien viele Anhänger habe. Er kam richtig in Fahrt und artikulierte mit Händen und Füßen, bis andere Gäste sich zu uns umdrehten.

Sich der ungewollten Aufmerksamkeit bewußt werdend, hielt Carlo erschrocken inne. Dann führte er mit gedämpfter Stimme, die so ganz zu unserer geheimen Mission passte, aus, was es mit der Flaggentheorie auf sich habe.

Die Flaggentheorie in a Nutshell

Ich gebe hier den Inhalt von Carlos Ausführungen, ergänzt mit meinen eigenen Gedanken, wieder:

  • Die Grundidee der Flaggentheorie ist, dass man als Bürger eines Hochsteuerlands (z.B. Italien) seinen Wohnsitz aufgibt uns ab dann als Perpetual Traveler ständig unterwegs ist.

  • Vorbereitend baut man in steuergünstigen oder anderweitig vorteilhaften Staaten wirtschaftliche und persönliche Bezugspunkte auf. Man hisst dort seine Flagge.

  • Eine Flagge ist ja nicht nur ein Fetzen Stoff, sondern Sie repräsentiert eine Person, eine Familie, ein Land, eine Macht. Mit einer Flagge wird Besitz oder Kontrolle beansprucht. Mit dem Hissen der sowjetischen Flagge 1945 auf dem Reichstag war für alle nach außen sichtbar und klar, dass der Krieg vorbei und verloren war. Es war auch deutlich, wer die neuen Herren im Lande sind. Oder ein Beispiel aus UK: Wenn die Queen im Buckingham Palace weilt, wird ihre Standarte auf dem Dach gehisst. Sonst weht dort der Union Jack.

  • In dem ich also meine Flagge in einem Land setze, wird dies “mein” Standort, meine “Burg”, meine “Domäne” - wenigstens im übertragenen Sinn. Frei nach dem Motto: “Mein Haus, mein Boot, mein Playground”.

  • Shultz und Hill schlagen vor, fünf Flaggen in fünf oder mehr verschiedenen Ländern zu setzen:

  • Ziel des Flaggentheorie-Lifestyle ist es, dass man für Behörden nicht greifbar ist, dass man einzelne Teilaspekte seines Lebens so abgeschirmt, dass Behörden in einem Land keinen Zugang zu Informationen anderer Länder haben.

  • Ziel ist es ebenfalls, ein 100% vertrauliches, undurchdringbares Geflecht zu schaffen, das nicht angegriffen werden kann. Ein System, dass auf auf Geheimhaltung basiert. Wo außer dem Initiator niemand weiss, wer genau hinter welchem Teil der Struktur steht.

  • Ein weiterer Aspekt soll sein, dass man sich und sein Vermögen vor destabilisierenden Verwerfungen schützen kann, wie Krieg, Epidemien, Wirtschaftskrisen und Inflation. 

  • Als Superreicher kann ich also so auf meiner Yacht durch die Welt tingeln und nirgendwo Steuern bezahlen, so sagt die Theorie. Man ist überall und nirgends.

Zurück zu Carlo und Bruno.

 

Wie gesagt waren wir nun auf den Bahamas, um dort Bankkonten und Depots bei namhaften Privatbanken zu eröffnen. Dies sei, so Carlo, der erste Schritt, um ein Flaggentheorie-System für Bruno und Massimo zu etablieren.

Habe man erstmal die Konten, so Carlo, könne man dann dort größere Beträge einbezahlen und damit die weiteren Schritte und Flaggen installieren.

Ich war skeptisch, sagte aber nichts.

Am nächsten Morgen treffen wir uns nach durchzechter Nacht um 10 Uhr und machen uns auf den Weg zur ersten Bank.

Es handelt sich um die lokale Niederlassung einer international renommierten Schweizer Privatbank. Den Termin hat ein lokaler Anwalt organisiert.

Tiefe Teppiche, USM und Vitra Möbel. Und eine Schweizer Espresso-Maschine. Wäre da nicht der Blick auf’s Meer und auf die umliegenden Palmen, könnte man meinen, dass man in der Bahnhofstrasse in Zürich bei der Bank vorgesprochen hat.

Wir haben uns gerade gesetzt und trinken Espresso, als uns der Schweizer Banker ohne Vorwarnung eröffnet, dass man keine Geschäftsbeziehung mit Bruno und Massimo eingehen könne.

Er habe Bruno und Massimo mal gegoogelt und es gäbe zu viele zweifelhafte Presseberichte. Und eine Prüfung bei World Check habe dann noch Bewährungsstrafen aus der Vergangenheit ergeben. Auch dies sei ein No Go für die Bank.

Cazzo. Cazzo. Cazzo. Das ist alles, was ich Bruno schimpfen höre.

Nach einem nur 10 minütigen Termin sind wir also wieder im Wagen.

Wir machen uns auf zur nächsten Bank. Diesmal ein kanadisches Institut. Auch dort mehr oder weniger das gleiche Ergebnis wie bei den Schweizern.

Cazzate. Cazzo.

Nach einer weiteren Absage bei einer amerikanischen Bank und dem Gefühl, dass die ganze Aktion ein totaler Griff ins Klo ist, haben wir schließlich einen letzten Termin bei einer lokalen Bank. Nicht die internationale, solide, abgesicherte Traditionsbank mit bester Reputation, die Bruno sich vorgestellt hat, sondern eine kleine, unbekannte Bank auf den Bahamas. Aber gut, in der Not frisst der Teufel fliegen.

Jedenfalls wird schnell klar, dass der Banker die Presseberichte über Bruno und Massimo nicht so schlimm findet. Bruno und Carlo kommen nun endlich dazu darzulegen, was sie sich in Punkto Bank vorstellen und was ihre Anforderungen sind.

Man wolle ein paar Millionen auf die Bahamas überweisen und dann nach Möglichkeit auch noch eine größere Bareinlage machen.

Dann würden laufend Gelder kommen in größerem Umfang.

Carlo erklärt die Flaggentheorie nochmals und erläutert auch, dass Bruno und Massimo Italien verlassen und nach Dubai umziehen wollen.

Der Banker hört sich alles an und nickt immer wieder bedächtig.

Am Ende erklärt Bruno noch, woher das Vermögen kommt. Er erzählt von der illustren Fussballerkarriere Massimos. Das scheint also alles Sinn zu machen.

Ich finde es seltsam, dass der Banker so wenig sagt. Am Ende äußert er sich zu den nächsten Schritten. Er würde alle Details mit dem Vorstand der Bank besprechen, der heute ohnehin tagen würde. Wir könnten bis morgen 10 Uhr mit einer Aussage rechnen und bei einem positiven Bescheid sofort die Konten eröffnen.

Bruno und Carlo verlassen mit federndem Schritt die Bank und sind ausgelassen. Bruno ist überzeugt, dass es klappen wird.

Wir verbringen des Rest des Tages in diversen Bars und Restaurants und machen Pläne wie und wo wir die nächsten Flaggen für Bruno und Massimo einschlagen können.

Zurück im Ocean Club verabschiede ich mich relativ früh in meine Gemächer. Mir hängt der Grappa von letzter Nach noch im Schädel und ich freue mich auf eine ausgedehnte Nachtruhe. Wir verabreden uns für 10 Uhr zum Frühstück.

Ich halte die Flaggentheorie für blanken Unsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, das Shultz und Hills tatsächlich selbst geglaubt haben, was sie da verzapft haben. Mir scheint das ganze eine Marketingmasche zu sein. Das Versprechen eines “Get Rich Quick Schemes”.

Und selbst Verfechter der Flaggentheorie wie Andrew Henderson von NomadCapitalist gestehen ein, dass die Flaggentheorie “überholt” ist.

 

Andrew schreibt:

“Dass es die Flaggentheorie seit Jahrzehnten gibt ist Beweis dafür, dass ihre Grundprinzipien sowohl erprobt und wahr, als auch veraltet sind.

Und wenn Sie sich auf veraltete Theorien und Praktiken verlassen, können Sie in Teufels Küche kommen.

Besonders heute.

Den Erfindern der Flaggentheorie ging es vermutlich gar nicht um Verschleierung von Vermögen und Steuerhinterziehung, aber viele Berater haben die Flaggentheorie in den vergangenen Jahrzehnten gehisst und damit geschwenkt, um genau das zu suggerieren.

Das kann nicht funktionieren.

Denn seit Erfindung der Flaggentheorie hat sich die Welt dramatisch verändert.

Viele der Strategien von Schultz sind heute schwieriger umzusetzen, da Regierungen begonnen haben, Informationen auszutauschen, und die Notwendigkeit, Dinge legal zu tun, immer wichtiger geworden ist. Sie werden heute kaum noch Banken, Anwälte und Steuerberater finden, die Ihnen helfen werden, Geld zu verstecken.”

Erprobt und wahr? Ich teile diese Meinung nicht.

Meiner Meinung nach hat die Flaggentheorie noch nie funktioniert.

Denn sie geht gegen die Natur und das Wesen des Menschen. Und Systeme, die nicht der Natur und dem Wesen des Menschen entsprechen, scheitern. Denken Sie nur an den Kommunismus.

Was meine ich damit?

Ich kenne keinen einzigen Superreichen, der über Jahrzehnte hinweg den Jetset-Lifestyle lebt und nirgends sesshaft wird, um Steuern zu vermeiden.

Die meisten Reichen sind auf Stabilität aus.

Ihnen ist Familie extrem wichtig.

Sie schätzen ihre Ehepartner und sind an langen, stabilen Beziehungen interessiert.

Die Reichen haben Kinder und wollen für diese eine stabile Kindheit schaffen. Ihnen sind gute Schulen wichtig.

Die Reichen sind aktive Mitglieder in der Gesellschaft. Sie feiern Parties, sie nehmen an lokalen Anlässen teil. Sie freuen sich am Weihnachtsmarkt und am Weinfest.

Sie bauen Wein an oder betreiben anderweitig Landwirtschaft als Hobby.

Sie haben ihre Lieblingsrestaurants, Bars, Golfplätze, Parks.

Sie sind Gewohnheitstiere.

Ich kenne keinen Reichen, der digitaler Nomade ist oder Perpetual Traveler, wenigstens nicht auf Dauer.

Ein Grund warum der Non Dom Status in UK so ein Erfolg war ist der, dass sich fast jeder vorstellen kann, in England zu leben. Nicht zu heiss, nicht zu kalt. Schönes Land, gute Restaurants, tolle Schulen, gut zu erreichen.

Über Dubai, Singapur und Monaco lässt sich das alles nur zum Teil so sagen.

Klingt das für Sie nach Flaggentheorie? Klingt das für sie nach einem alten Knacker, der mit der Yacht um die Welt segelt und dabei Models beschläft, die seine Enkelinnen sein können? Klar, vereinzelt gibt es diese Personen.

Aber die Mehrheit der Reichen will etwas aufbauen und ihren Kindern ein Vermächtnis hinterlassen.

Natürlich ist auch alles eine Frage des Alters. Sicherlich ist es fantastisch als “junger” Mensch durch die Welt zu tingeln und als digitaler Nomade keine Steuern zu bezahlen. Aber auf lange Sicht, für mehr als 5 Jahre? Wohl kaum.

Die meisten digitalen Nomaden reisen so lange, bis sie sich in ein Land (oder eine Person) verlieben und dann geben sie das Nomadentum ganz schnell auf.

Und dann gibt es natürlich die ganz praktischen Dimensionen, warum die Flaggentheorie heute nicht funktioniert.

 

Und hier schließe ich mich Andrew Henderson an:

Freilich macht es Sinn, Konten, Firmen, Wohnsitze in verschiedenen Ländern zu haben. Das ist absolut zu empfehlen.

Aber nicht im Sinne der Flaggentheorie und mir der Intention, möglichst anonym zu agieren, nicht greifbar zu ein und Landesgrenzen dazu zu verwenden, um Geschäftspartner zu Details im Dunkeln zu lassen.

Die Zeit des Versteckspiels ist vorbei. Wer heute Konten eröffnen und mit Geschäftspartnern erfolgreich zusammenarbeiten will, muss hyper-transparent sein.

Keine Geheimniskrämerei. Kein doppelter Boden. Keine Tricks.

Es fängt an mit einem detaillierten Linkedin Profil.

Man muss in der Lage sein, detailliert Auskünfte zu einem Einkommen und zur Herkunft seines Vermögen machen zu können. Gegenüber Banken, gegenüber Behörden, gegenüber Anwälten.

Schauen Sie sich beispielsweise den britischen Milliardär und Virgin-Gründer Richard Branson an. Der wohnt tatsächlich auf den British Virgin Islands. Nicht nur hält er sich dort für einen Großteil des Jahres auf. Er dokumentiert dies auch genau in aller Öffentlichkeit mit Bildern über Social Media. Nicht nur das: Es geht so weit, dass Sie sein Haus mit der ganzen Insel sogar eine eigene Website hat und sie dieses mieten können.

In seiner Biographie und vielen Blogposts und Anekdoten beschreibt Branson im Detail, wie er sein Vermögen gemacht hat, wie er Necker Island kaufen konnte und zu welchem Preis.

Also totale Transparenz und genau das Gegenteil von einer Verschleierungs-Strategie.

Dies alles schränkt sie nicht dabei ein, steuergünstig oder sogar steuerfrei jede Menge Geld zu verdienen. Aber man muss sich von der Idee verabschieden, dass dies komplett im Geheimen geschieht.

Vor kurzem schrieb ich über die Winkelzüge des russischen Milliardärs Roman Abramovich und wie er nach Ablauf seiner Residence Permit in UK versuchte, sich in einem anderen Land ein Bleiberecht zu sichern. Ein wichtiger Grund, warum die Behörden in UK seinen Status nicht verlängern wollten war der, dass er keine detaillierten Angaben zur Herkunft seines Vermögens machen konnte oder wollte. Das kann man sich heute nicht mehr erlauben.

Ich wachte gegen 9 Uhr erholt auf.

 

Diesen Schlaf hatte ich gebraucht. Ein Blick aus dem Fenster und auf die karibische See, die in der Morgensonne glänzte. Schon jetzt war es über 30 Grad draussen.

Als ich meinen Blackberry zur Hand nahm, sah ich die Email von Carlo sofort. Sie war kurz und prägnant.

Bruno hatte noch am Vorabend eine E-Mail der Bank erhalten und auch diese hatte ihm eine Absage erteilt. Bruno war danach so erbost, dass er und Carlo den ersten Flug nach Miami genommen hatten und von dort nach Italien zurückgeflogen waren. Man dankte mir für meine Hilfe. Das Thema Bahamas und Flaggentheorie hatte sich für Bruno erstmal erledigt.

Cazzo.

Mein Flug nach Hause war erst am Nachmittag. Und so verbrachte in den Tag bis zur Abreise am Meer und im Pool und reflektierte über die Ereignisse der letzten Tage.

Um nochmals auf Abramovich zurückzukommen:

In meinem oben erwähnten Text zu Abramovich habe ich die erfolgreichen Bemühungen des Milliardärs nachgezeichnet, sich sowohl die israelische, als auch die portugiesische Staatsangehörigkeit zu beschaffen.

Wenn man sich mit dem steuerlichen Wohnsitz Abramovichs näher beschäftigt, so wird man auch hier feststellen, dass es ähnlich wie bei Richard Branson keinerlei Zweifel darüber gibt, wo sich der Russe in in den letzten Jahrzehnten aufgehalten hat und wohnansässig war - wenigstens bis 2018.

Er kaufte den Fußballclub Chelsea FC in West London und zog 2003 mit seiner Familie in die britische Metropole. Seine Kinder gingen dort zur Schule. Er lebte in einem riesigen Haus.

Also auch hier wieder: Sehr stabil, langfristig angelegt, relativ transparent. Also genau das Gegenteil dessen, was die Flaggentheorie suggeriert.

Ich gehe davon aus, dass Abramovich den UK sowieso verlassen wollte, denn 2018 lief sein Non Dom Status in UK aus. Die Aberkennung seiner Residence Permit war meines Erachtens kein Drama für ihn. Zumal er mit seinen neuen Pässen ohnehin visumsfrei in den UK einreisen kann.

In Israel und Portugal kann er nun für mindestens 10 weitere Jahre steuerbegünstigt leben. Allerdings gehe ich davon aus, dass Abramovich, wie zuvor in London, nur einen Wohnsitz weltweit haben wird. Er hat ja mit der Staatsbürgerschaft in keinem der beiden Länder eine Anwesenheitspflicht.

Besser als die Flaggentheorie: Ausflaggen

 

Den Begriff, den wir für diese Vorgehensweise verweisen, ist “Ausflaggen der natürlichen Person”.

Die Ausflaggung ist ein Begriff aus der Schifffahrt. Es handelt sich um ein rechtlich zulässiges, wenn auch mitunter verpöntes Verfahren:

“Unter Ausflaggung ist in der Schifffahrt der Wechsel der Nationalflagge zu verstehen, ohne dass sich die Eigentumsverhältnisse am Schiff ändern. In diesem Zusammenhang wird eine Nationalflagge, deren Verwendung wesentliche Kosteneinsparungen ermöglicht, als Billigflagge bezeichnet, und der entsprechende Staat als Billigflaggenstaat”, schreibt Wikipedia.

Sie sehen schon den Unterschied zur Flaggentheorie: EINE Flagge und ein rechtlich zulässiges und weltweit anerkanntes Verfahren.

Natürlich muss man nicht eine Staatsbürgerschaft erwerben wie Abramovich, um z.B in Deutschland auzuflaggen und in Portugal einzuflaggen. Als EU-Bürger können Sie bekanntlich auch ohne Visum in interessanten EU-Ländern (z.B. Irland, Malta, Rumänien, Spanien, Zypern) leben.

Aber es ist wichtig zu betonen, dass Sie in EINEM Land einflaggen und in EINEM Land einen Wohnsitz haben. Nur so können Sie 100% sicher sein, dass Sie auch nur in diesem EINEM Land unbeschränkt steuerpflichtig sind.

In 2017 stellt die OECD in ihren Einlassungen zu Paragraph 4 des OECD Musterabkommens klar, dass bei nur EINEM Wohnsitz die steuerliche Ansässigkeit IMMER im Land dieser einen Wohnung festgestellt wird. Und zwar unabhängig von den Anwesenheitszeiten und anderen Kriterien.

Liegen dagegen mehrere Wohnsitze vor, wird der Ort der Besteuerung am Lebensmittelpunkt, am Schwerpunkt der wirtschaftlichen Interessen und zuletzt sogar an der Nationalität festgemacht.

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